Der wertvolle Humus und die für das Pflanzenwachstum notwendigen Nährstoffe sollen auf den landwirtschaftlichen Flächen bleiben und nicht als schädliche Einträge in das Gewässer gelangen. Landwirtschaft und Wasserwirtschaft verfolgen hier das gleiche Ziel, sagte Thomas Kronast vom ALE und Projektleiter des Verfahrens am Abtsdorfer See. Entsprechende Anpassungsmaßnahmen, die bereits in der Erprobung sind, können Bodenerosion verhindern und die Wasserqualität verbessern. Mit der Veranstaltung wurde ein Denkanstoß gegeben, aber auch Erfahrungen mit der konservierenden Bodenbearbeitung aus der Praxis dargestellt.
Regelungen zum Erosionsschutz
Seit dem 17. Mai 2023 gilt die novellierte Bayerische Erosionsschutzverordnung und teilt Feldstücke nach dem Grad der Erosionsgefährdung neu ein. Wie Landwirte die Bewirtschaftung nach den neuen Vorgaben anpassen können, erläuterte Michael Kirchstetter, Pflanzenbauberater vom AELF Traunstein. Ziel der Umsetzung der sogenannten GLÖZ-Vorgaben ist es, der Erosion vorzubeugen.
Durch die zunehmend intensiveren Niederschläge, die in den letzten Jahren gut zu beobachten waren, steigt auch die Gefahr einer Erosion. Um den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (GLÖZ) zu erhalten, braucht es daher mehr Vorsichtsmaßnahmen. „Entsprechend der hohen Niederschlagsmenge im Gebiet um den Abtsdorfer See müssen die Landwirte mehr Auflagen beachten und ihre Wirtschaftsweise den Wassererosionsstufen anpassen“, erklärte Michael Kirchstetter.
Aufgrund örtlich starker Niederschläge am Abtsdorfer See gilt für viele Äcker die Klassifizierung K-Wasser 2 (hohe Erosionsgefährdung). Dies bedeutet für die Landwirte je nach Ackerkultur Einschränkungen beim Pflugeinsatz, insbesondere im Frühjahr.
Pflugloser Maisanbau
Christian Fuchsgruber, Agrarbetriebswirt aus Eggenfelden, ist Berater der BVV Land Siedlung und vom ALE als Umsetzungsbegleiter für boden:ständig am Abtsdorfer See beauftragt. Der Landwirt hat bereits seit 2003 Erfahrungen mit pfluglosem Ackerbau. Er wies auf die Bedeutung der Fruchtfolge als zentrales Element konservierender Bodenbearbeitung hin. Ebenso hob er die Bedeutung eines aktiven Bodenlebens hervor. Vor allem die durch die Regenwürmer geschaffenen senkrechten Gänge sind wichtig, weil in diesen das Wasser besser versickern und die Wurzeln leichter in die Tiefe wachsen können. Die senkrechten Röhren führen auch zu einer statischen Verbesserung des Bodens, wodurch die Flächen nach einer Regenphase früher und mit einer geringeren Gefahr einer Bodenverdichtung befahren werden können. Die statische Verbesserung des Bodens veranschaulichte Fuchsgruber, dazu hob er die Vorderachse seines Radladers mit der Radladerschaufel auf ein stehendes und ein liegendes KG-Rohr. Wie in den Bildern unten zu sehen ist, hielt das stehende Rohr dem Gewicht des Radladers stand. Das liegegende Rohr brach hingegen unter dem Gewicht des Radladers ein.
Wichtig ist auch die ganzjährige Bodenbedeckung und damit der Anbau von Zwischenfrüchten. Bei der Bodenbearbeitung empfiehlt Christian Fuchsgruber den Grundsatz zu beherzigen: „So viel wie nötig und so wenig wie möglich“. Damit können die Kosten der bodenkonservierenden Bearbeitung gegenüber der Bearbeitung mit dem Pflug im Rahmen gehalten werden. Bei der Kostenberechnung müsse aber auch berücksichtigt werden, dass beim pfluglosen Anbau auch in Trockenjahren gute Erträge erzielt werden.
Erfahrungsaustausch mit Praktikern vom Pelhamer und Abtsdorfer See:
Wie der pfluglose Maisanbau funktionieren kann, erklärten Josef Linner und Simon Buchner. Die Landwirte nehmen an Anbauversuchen von boden:ständig im Einzugsgebiet des Pelhamers Sees teil. Der Pflug leiste nach wie vor gute Dienste, sind beide überzeugt, die Erfahrungen zeigten aber, dass die pfluglose Bodenbearbeitung, wenn man die Bearbeitungsschritte beherrsche, absolute Vorteile für den Boden- und Gewässerschutz mit sich bringe. Simon Buchner stellte dies anhand eines Regensimulatorbildes dar: Beim Pflugeinsatz im Frühjahr vor der Maisansaat verschlämmte in kurzer Zeit die Oberfläche. Das Wasser floss oberflächig ab. Beim pfluglosen Mulchsaatverfahren konnte das Wasser als Sickerwasser in den Boden infiltrieren und floss nicht oberflächig ab. Daraus lässt sich ableiten, dass bei der Mulchsaat bei Mais effektiv der Nährstoffaustrag aus den Böden und der Eintrag in die Oberflächengewässer verringert werden kann. „Bei der Umsetzung der konservierenden Bodenbearbeitung benötigt es allerdings viele Erkenntnisse, um überhaupt Rückschlüsse ziehen zu können“, so die Erfahrung von Josef Linner und Simon Buchner. Am Pelhamer See haben sich in den letzten drei Jahren knapp 20 Landwirte beim pfluglosen Maisanbau zusammengetan, der jährliche Erkenntnisgewinn habe sich vor allem durch den gegenseitigen Erfahrungsaustausch vervielfacht. Die Landwirte raten jedem, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn einmal etwas nicht funktioniere und sich Mitstreiter aus dem Kollegenkreis zu suchen.
Mathias Auer, Steinbrünninger Landwirt und Berater für das ALE, fasste kurz zusammen, welche Erfahrungen er und andere Landwirte mit der konservierenden Bodenbearbeitung am Abtsdorfer See bisher gemacht haben. Dabei lobte er die große Bereitschaft von Landwirten, mit dem pfluglosen Maisanbau etwas Neues auszuprobieren und dankte Christian Fuchsgruber für dessen fachliche Unterstützung. Die Resonanz sei größer als erwartet gewesen, so Mathias Auer. Man habe auch großflächig vieles ausprobiert. Er wisse aber auch, dass das für die teilnehmenden Landwirte eine große Herausforderung sei, nicht zuletzt auch deshalb, weil das letzte Jahr sehr niederschlagsreich war.
Separierung kann Kosten sparen
Michael Kirchstetter sprach in einem weiteren Vortrag die Problematik der Phosphoreinträge durch Gülle bei Starkregen an. Phosphor, der nicht am Ackerboden gebunden ist, wird bei hohen Niederschlägen ins nächstgelegene Gewässer gespült. Deshalb gilt es, die Gülleaufnahme des Bodens durch Schlitzen, Einarbeiten oder Separieren zu fördern. So kann z.B. Gülle durch Separierung in Feststoff und Dünngülle getrennt werden. Die Dünngülle eignet sich ideal für das Grünland, weil sie schnell in den Boden eindringt, so Kirchstetter. Die Kosten einer Separation schwanken je nach Trockenmassegehalt der Rohgülle sowie der Schlagkraft der eingesetzten Separierungs-Technik.
Erste Erfahrungen vor Ort wurden bereits vom Betrieb Rehrl in Leustetten gemacht. Die Ausbringung der Dünngülle (nach Separierung) ist weit weniger von den Witterungsbedingungen abhängig, da keine Faser- und Schleimstoffe das Eindringen in den Boden verzögern, berichtete Josef Rehrl jun. Damit die Gülle schnell in den Boden einzieht wird bisher vielerorts mit Regenwasser verdünnt. Da dieser Effekt durch die Aufbereitung (Separierung) sichergestellt ist, können Betriebe die Kosten für die Ausbringung des bisher zugeleiteten Wassers einsparen. Der faserreiche Feststoff wird im Betrieb Rehrl als langsam umsetzbarer Nährstofflieferant vor Mais in den Boden eingearbeitet.
Rupert Brandmayer, Landwirt und Vorstand der Düngegemeinschaft Tittmoning GbR, berichtete von seinen Erfahrungen mit der Gülleausbringung. Da die Hauptursache für Abschwemmungen von landwirtschaftlichen Flächen Starkregen ist, gab er den dringenden Rat, vor der Ankündigung von Starkregen die Gülleausbringung zu verschieben, um die Nährstoffe für das Pflanzenwachstum auf der Fläche zu halten.
Punkteinträge vermeiden
Punkteinträge zum Beispiel über Gullys in Siedlungsgebieten oder landwirtschaftlichen Flächen werden von der Wasserwirtschaft als Kurzschlüsse bezeichnet, weil der Eintrag direkt und ungefiltert in das Gewässer gelangt. Der Gewässerschutzberater Franz Gmaindl vom AELF Traunstein informierte zu Punkteinträgen aus der Landwirtschaft. Hier gäbe es oftmals versteckte Eintragswege über Gullys oder Drainagen, die nicht sofort ersichtlich seien. Er zeigte einfache bauliche Abhilfemaßnahmen zur Problemlösung aus seiner praktischen Gewässerberatung auf und wies auf die aktuellen rechtlichen Regelungen bezüglich von Jauche-, Gülle- und Silagesickersaftanlagen hin. „Gewässerschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, sagte Gmaindl. Er lud daher alle Landwirte ein, das Gewässerberatungsangebot des AELF Traunstein in Anspruch zu nehmen.
Viele Landwirte nutzten die Veranstaltung zum Austausch mit den Praktikern. Thomas Kronast (ALE) dankte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und betonte, dass es hier nicht um die Schuldfrage gehe, wer in der Vergangenheit irgendetwas gemacht oder nicht gemacht habe. „Wir haben einen Istzustand und müssen schauen, dass wir mit unserem gemeinsamen Ziel einer besseren Wasserqualität vorankommen. Wenn jeder seinen Beitrag leistet, kann in der Summe auch etwas herauskommen“, sagte der Projektleiter. Der allgemeine Konsens im Publikum war, dass mit der konservierenden Bodenbearbeitung nicht nur die Landwirtschaft profitiert, sondern auch der Gewässerschutz im und um den Abtsdorfer See.
Win-Win-Situation beim Boden- und Gewässerschutz
Erfahrungsaustausch mit Praktikern vom Pelhamer und Abtsdorfer See
Datum
6. März 2024