Berchtesgadener Land. Umweltschutz und Landwirtschaft gehören zusammen. Das wird besonders am Projekt boden:ständig deutlich, das am Abtsdorfer See durchgeführt wird. Hier sollen im Wassereinzugsgebiet des Abtsdorfer See, das auf Gemeindeflur der Stadt Laufen und der Gemeinde Saaldorf-Surheim liegt, Maßnahmen geschaffen werden, um einen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der Wasserqualität im See zu leisten. Die planerischen Vorbereitungen waren anspruchsvoll. Jetzt konnten in Kafling bei Laufen die Arbeiten beginnen. Vertreter aus der Politik und das Team von boden:ständig unter Leitung des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern trafen sich zum Außentermin, um zu sehen, wie ein Biotop zur Hangverrieselung entsteht.
Landrat Bernhard Kern war in Feierlaune: „Das ist für uns heute ein denkwürdiger Tag. Ich freue mich sehr, dass ich dabei sein kann, wenn in Kafling die Baumaßnahmen beginnen. Ich bin damals als Bürgermeister von Saaldorf-Surheim euphorisch in das Projekt boden:ständig mit eingestiegen. Wir haben mit unserer Teilnehmergemeinschaft und den Experten viel geschafft. Jetzt wird unser Durchhaltevermögen belohnt.“ Er bedankte sich bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit.
Erfahrungen
„Saaldorf-Surheim und Laufen haben immer an einem Strang gezogen. So ein Projekt schweißt einfach zusammen“, so der Landrat. Besonders stellte er die Unterstützung durch die Landwirte heraus. Boden:ständig-Experte Franz Knogler habe hier großartige Arbeit geleistet: „Er ist kompetent und feinfühlig und weiß, worauf es den Bauern ankommt. Das ist schon beeindruckend.“
Knogler führte gemeinsam mit den Vertretern des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) die Gespräche mit den Grundbesitzern, denn um die Hotspots im Einzugsgebiet des Sees ökologisch aufwerten zu können, muss man den Boden erst einmal besitzen. Wenn ein Kauf nicht möglich ist, gibt es die Variante des Tausches. Hier waren viele Diskussionen nötig. „Genau das ist das Besondere bei boden:ständig, dass ohne die Zusammenarbeit gar nichts geht. Wir wollen nicht von oben herab Veränderungen erzwingen, sondern mit den Menschen vor Ort auf Augenhöhe Verbesserungen erarbeiten. Dabei entstehen oft kontroverse Gespräche, das kann schon ganz schön anstrengend sein. Aber gerade diese Kritik und der Austausch sind wichtig, damit wir gemeinsam auf neue, vielleicht noch bessere Lösungen kommen. Die Landwirtschaft ist ständig im Wandel und damit die Landschaft. Waren nach dem Krieg die vielen Drainagen durchaus sinnvoll und für die Bauern lebensnotwendig, so können wir heute zusammen etwas Neues schaffen, das den Naturschutz und die Bewirtschaftung zusammenbringt. Es entstehen für uns alle neue Sichtfelder und so erreichen wir unsere Ziele gemeinsam.“ Besonders lobte er die Hilfe der Teilnehmergesellschaft (TG) Abtsdorfer See, die aus Vertretern des ALE Oberbayern, der örtlichen Landwirte, der Stadt Laufen und der Kommune Saaldorf-Surheim besteht und Bauherrin der Maßnahmen ist. Aber es kommt auf alle an: „Wir sind mit boden:ständig in ganz Bayern unterwegs. Dabei suchen wir natürlich immer gute Partner vor Ort. Wenn die Triebkraft so groß ist wie hier, dann zieht es uns da auch hin“ erklärt Franz Knogler.
Der ehemalige TG-Vorsitzende Martin Alexy betonte, wie beeindruckend das Engagement der Landwirte war: „Ich habe in den vergangenen Jahren gemerkt, dass das Interesse am See bei den Bauern sehr groß ist und dass ihr Herz auch an seiner Sauberkeit hängt.“ Das konnte sein Nachfolger Thomas Kronast als neuer Vorsitzender nur bestätigen: „So macht die Arbeit Freude. Denn nur wenn jeder Einzelnen seinen Beitrag leistet ist in der Summe eine Verbesserung der Wasserqualität möglich!“
Saaldorf-Surheims Bürgermeister Andreas Buchwinkler betonte: „Es ist ein Paradebeispiel für interkommunale Zusammenarbeit und die Gemeinde hat die Aufgabe gerne übernommen. Natur kennt keine Ortsgrenzen.“
Auch die 3. Bürgermeisterin von Laufen, Frau Rosmarie Hainz kam zu Wort: „Es ist heute ein besonderer Tag, wenn wir sehen können, wie aus der Theorie endlich Praxis wird und ein Biotop entsteht. Ich hoffe, wir können die positiven Effekte bald erleben.“
Anlass / Problemstellung
Das Einzugsgebiet des Abtsdorfer Sees umfasst 2.140 Hektar Fläche.
Durch die Reduzierung der diffusen Einträge soll ein Beitrag dazu geleistet werden, dass der See den von der Wasserrahmenrichtlinie geforderte "guten Zustand" erreicht.
Die Hangverrieselung bei Kafling fängt die i.d.R. nährstoffreichen Abflüsse eines Drainsammlers ab. Durch die breite Verteilung kann das Wasser auf großer Fläche verlangsamt abfließen und dabei versickern. Genutzt wird die Filter- und Pufferfunktion des so durchflossenen Bodens, der die Nährstoffe bindet.
Vorbereitung / Planung
Das Team von boden:ständig hat seine Arbeit schon 2014 aufgenommen und das Rahmenkonzept fertiggestellt.
Erste Maßnahmen wurden 2017 im Rahmen eines Verfahrens der Ländlichen Entwicklung geplant. Dann ging es an die Grundstücksverhandlungen. Die Baumaßnahme hat nun in Kafling begonnen, sie ist ein erster Teil von vielen.
Umsetzung / Organisation
Bauherrin ist die Teilnehmergesellschaft (TG) Abtsdorfer See, die aus Vertretern des ALE Oberbayern, der örtlichen Landwirte, der Stadt Laufen und der Kommune Saaldorf-Surheim besteht.
Die Baumaßnahme in Kafling ist eine erste von mehreren. Als nächstes soll in Leustetten ein Absetz- und Sickerbecken zum Rückhalt von partikulärem und gelöstem Phosphor entstehen.
Jetzt beginnen die Baumaßnahmen
Ein Paradebeispiel kommunaler Zusammenarbeit
Datum
9. Juni 2020
Regierungsbezirk
Oberbayern