Nach dem letzten Starkregenereignis im Mai 2018 wandte sich die Bevölkerung von Leugas hilfesuchend an die Marktgemeinde Wiesau. Nicht zum ersten Mal waren ihre Hofstellen und die Kreisstraße mit Sedimentmaterial und Geröll überflutet worden. Das Wasser kam augenscheinlich aus den östlich der Ortschaft gelegenen Ackerflächen, welche die großen Regenmengen in der kurzen Niederschlagsdauer nicht aufnehmen konnten. Auch die Kanalisation war überlastet und das Wasser strömte gebündelt über die Kreisstraße und zwei Seitenwege auf die Ortschaft ein.
In einem Termin vor Ort mit Vertretern der Gemeinde, Landwirten, Anwohnern und Fachstellen wurde die Situation in Augenschein genommen. Es stellte sich heraus, dass Maßnahmen an den Feldern oberhalb der Kreisstraße eine Entschärfung der Lage bringen könnten. Das Amt für ländliche Entwicklung Oberpfalz bot seine Unterstützung in Form der Initiative boden:ständig an. Diese beinhaltet eine Beratung der Landwirte im Projektgebiet zu erosionsmindernder Bodenbewirtschaftung sowie die Beauftragung eines Planungsbüros zur Entwicklung ingenieurökologischer Lösungsansätze, wie z.B. die Anlage abflussbremsender Landschaftsstrukturen.
Ziel ist, Boden und Niederschlagswasser auf den Äckern zu halten, das Kanalsystem zu entlasten und damit die Folgen von Starkniederschlägen so gering wie möglich zu halten.
Von September 2019 bis Mai 2022 erarbeiteten Vertreter der Fachstellen und Kommune zusammen mit den Bewirtschaftern ein Maßnahmenkonzept. Dazu gab es mehrere Treffen vor Ort. Denn die Lösungsvorschläge der Planer fanden nicht immer die Zustimmung der Landwirte und mussten immer wieder angepasst werden. Die wichtigste Maßnahme, die Umwandlung der Ackerfläche in Grünland, setzten die Landwirte bereits 2020 um. Das Grünland kann in der Milchviehhaltung als Futter verwendet werden und im Sommer sogar als Weide, denn die Fläche liegt direkt neben dem Stall.
Die baulichen Maßnahmen wurden von der Gemeinde Wiesau im November 2023 abgeschlossen. Es handelt sich um Verbesserungen der Wasserführung durch Anlage eines Grabens und Weiterleitung zum Wiesau-Mühlkanal. Bei hohem Wasserstand läuft das Wasser über eine Schwelle und eine Flutmulde zur Wiesau und nicht mehr in die Ortschaft.
Projektlaufzeit
September 2019 - Mai 2022
Natur-/Produktionsraum
Naab-Wondreb-Senke
Größe
18 ha
Ziele
Schutz der Ortschaft vor Überflutung nach Starkregenereignissen
Wasserrückhalt in der Flur
Erosionsmindernde Bodenbewirtschaftung
Projektorganisation und Umsetzung
Projektbeteiligte:
Gemeinde Wiesau
Amt für ländliche Entwicklung Oberpfalz
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Tirschenreuth
Fachzentrum Agrarökologie Oberpfalz
Wasserwirtschaftsamt Weiden
Bayerischer Bauernverband Tirschenreuth
Landschaftsplaner, Ingenieure
Landwirtschaftliche Berater
Projektstand
Juni 2019: Kontaktaufnahme der Kommune mit dem ALE Oberpfalz
Juli 2019: Sondierungsgespräche mit Kommunen und Fachstellen
August 2019: Ortstermin mit Kommune, Anwohner, Landwirte, Ortssprecher und Fachstellen - Allgemeine Analyse der Überschwemmungsproblematik
September 2019: Ortstermin mit Kommune, Anwohner, Landwirte, Ortssprecher und Fachstellen - Eingrenzung des Projektgebiets
Dezember 2019: Ortstermin mit Kommune, Anwohner und Fachplaner - Kartierung vor Ort
Projektgebiet
Regierungsbezirk: Oberpfalz
Landkreise: Tirschenreuth
Gemeinden: Wiesau