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Castell

Boden- und Wasserrückhalt durch kleine, naturverträgliche Maßnahmen

Blick aufs boden:ständig-Gebiet Castell
Die Gemeinde Castell und ihr Schlossberg
© M. Kamm-H., ALE Würzburg

Der Oberflächenabfluss von Castell wird stark von der im Westen des Projektgebiets liegenden Erhöhung Kugelspiegelberg (446 m ü. NN) geprägt, deren Hochpunkt in der Gemarkung Ipfhofen liegt. Während Starkregenereignissen kommt es regelmäßig zu Überschwemmungen im Ortskern. Die ankommenden Wassermassen strömen dann teils verrohrt, teils über offene Gräben oder über Straßen aus dem südlichen Teil des Gebiets
durch Castell in Richtung Wiesenbronn im Norden. Im Gegensatz zu Castell und Greuth fließt das Wasser in Wüstenfelden bei Starkregenereignissen nach Südosten Richtung Stierhöfstetten. Stierhöfstetten ist Teil des boden:ständig-Projektes Oberscheinfeld. Daher bieten sich dort ergänzende Maßnahmen zu den bereits entwickelten an.

Es ist davon auszugehen, dass sich die Häufigkeit und die Intensität von Extremereignissen im Allgemeinen und von Starkregenereignissen sowie Dürreperioden im Speziellen durch den menschengemachten Klimawandel steigt (Climate Service Center 2012; Deutschländer & Dalelane 2012; LOZÁN et al. 2018). Dieser Trend ist nicht nur eine empirische Vorhersage, sondern entspricht auch den tatsächlichen Beobachtungen (LOZÁN et al. 2018). Diese Veränderungen haben Auswirkungen auf die Flur und ihre Nutzung. So steigen auf der einen Seite die Risiken für Überschwemmungen, Erosion fruchtbaren Oberbodens und Sturmschäden. Auf der anderen Seite werden auch Ernteausfälle durch mangelnde Wasserversorgung und Hitze in Folge lang anhaltender Dürreperioden wahrscheinlicher. Ertragreiche Böden sind die wichtigste Grundlage für landwirtschaftliche Betriebe. Nur wenn der Boden nachhaltig geschützt und auf den Ackerflächen gehalten wird, können Betriebe langfristig bestehen bleiben. Im Rahmen von boden:ständig gilt es, die natürliche Kompensations- und Widerstandsfähigkeit der Landschaft auch im Hinblick auf den menschengemachten Klimawandel zu optimieren. Wasser und Boden in der Landschaft zu halten bedingen sich gegenseitig. Humusreiche, gegen Starkregen widerstandsfähige Böden speichern mehr Wasser, was sowohl der Vermeidung von Überflutungen als auch der Ertragssicherheit im Fall von Dürre zugute kommt. Akute Brennpunkte zu entschärfen heißt demnach gleichzeitig für die Zukunft vorzusorgen.

Vorrangiges Ziel im Projektgebiet Castell ist eine Verbesserung der Wasseraufnahmefähigkeit der Böden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen durch innovative Bewirtschaftungsmaßnahmen, sowie die Schaffung von Strukturen in der Landschaft zur Verlangsamung des Abflusses und zum temporären Rückhalt des Niederschlagswassers in der Fläche. Desweiteren soll die Filterung von Sedimentmaterial aus dem abfließenden Oberflächenwasser begünstigt werden. Dabei soll der Flächenverbrauch für Rückhaltemaßnahmen so gering wie möglich gehalten werden. Hierbei soll die erosive Wirkung des Oberflächenabfluss gezielt reduziert und die Abflusssituation in den Weinbergen optimiert werden.

Das Jahr 2023 startete im Projekt mit der öffentlichkeitswirksamen Vorstellung des Bestands- und Bewertungsplan mit der Präsentation zahlreicher konkreter Maßnahmenvorschläge. In der sehr gut besuchten Veranstaltung war das große Interesse der Bevölkerung deutlich sichtbar. Ferner wurden im Jahresverlauf mit der Gemeinde Castell und Behörden zahlreiche Gespräche zur Umsetzbarkeit der Maßnahmen geführt. Dabei wurden die prioritären Maßnahmen abgeschichtet und abgestimmt. Derzeit werden diese im Entwurf geplant und parallel wurde mit den Grundstückseigentümern die Zustimmung zur Umsetzung abgestimmt. Nach Finalisierung dieses Vorgangs werden die Maßnahmen final geplant und ggf. in Kombination umgesetzt. Es handelt sich dabei um Maßnahmen des dezentralen Wasserrückhalts wie kleinere Aufwallungen im Gelände, Wegeanhebungen oder die Vergrößerung bestehender Rückhaltestrukturen.

Im Bereich der landwirtschaftlichen Beratung finden weitere Aktionen gemeinsam mit dem benachbarten Projekt Oberscheinfeld statt. Es finden im Jahr 2024 Feldbegehungen und Versuche zum Thema verschiedener Mais-Aussaat-Verfahren statt.

Stand Sommer 2024: Die Umsetzung von 7 Maßnahmen befindet sich derzeit in der Abstimmung und Ausführungsplanung. Der Baubeginn soll baldmöglichst im Anschluss erfolgen.

Projektlaufzeit
Start April 2022

Größe
1.471 ha

Ziele
Die Ackerflächen und Weinberge wasser-aufnahmefähiger machen.
Die Bewirtschaftung optimieren.
Die Wasserführung optimieren > Fließwege puffern / Abfluss verzögern.
Sedimentations- und Rückhaltestrukturen optimieren und neu schaffen.
Biodiversitätsgewinn > Finsterwaldseen.

Maßnahmenschwerpunkte
Sedimentations- und Rückhaltestrukturen optimieren und neu schaffen.
Biodiversitätsgewinn für die Finsterwaldseen.

Projektorganisation und Umsetzung
Projektkoordination: ALE Ufr
Fachliche Projektbegleitung: GeoTeam Bayreuth

Projektstand
06.2022: Start in die Planungsphase mit Erstellung des Bestands- und Maßnahmenplans sowie paralleler Start des landwirtschaftlichen Beratungsangebots (s. auch Projektnachrichten).
03.2023: Vorstellung des Maßnahnenplans im Rahmen einer Bürgerversammlung
04:2023: Priorisierung der Maßnahmenumsetzung durch die Gemeinde Castell
Ab 06.2023: Erste Vorabstimmung mit den Trägern öffentlicher Belange zur Umsetzung der Maßnahmen. Parallel Erstellung Entwurfsplanung und Umsetzungsbegleitung.



Projektgebiet
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreise: Kitzingen
Gemeinden: Castell, Greuth, Wüstenfelden
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