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Boden:ständig Castell: Bodenschutz und Wasserrückhalt im Weinbaugebiet

Projekt: Castell
Teilnehmer der Flurbegehung in Castell
Flurbegehung
© Johannes Herold (GeoTEam - Gesellschaft für umweltgerechte Land- und Wasserwirtschaft mbH)
Am 25. April 2022 fand als Startschuss für das neue boden:ständig Projektgebiet Castell eine Flurbegehung statt, um die Menschen und Gegebenheiten vor Ort besser kennenzulernen. Neben Bürgermeister Christian Hähnlein waren die zuständige Projektkoordinatorin vom ALE Unterfranken, Martina Kamm-Hörner, Michael Cormann, Jonas Preinl und Johannes Herold vom zuständigen Planungsbüro GeoTeam Bayreuth sowie zahlreiche Landwirt:innen, Grundstückseigentümer:innen und interessierte Bürger:innen zugegen.
Nach einer kurzen Einführungs- und Vorstellungsrunde wurden für die drei Teilgebiete rund um die Ortschaften Greuth, Wüstenfelden und Castell verschiedene Brennpunkte in der Flur besichtigt. Im Rahmen der Flurbereinigung in den 60er Jahren und aus privater Initiative wurden bereits einige kleinere Sedimentations- und Rückhaltebecken sowie wasserführende Gräben angelegt. Bei Starkregenereignissen sammeln sich aufgrund der teils sehr steilen Hanglagen im Projektgebiet allerdings schnell sehr große Wassermassen in den gebündelten Abflusswegen und sorgen für Überschwemmungen in den Ortslagen.
Bei der Flurbegehung konnten durch sehr engagiertes Mitwirken der Ortsansässigen bereits einige Maßnahmenvorschläge erarbeitet und diskutiert werden. Einerseits gibt es mehrere Stellen, an denen durch die Optimierung und Restaurierung bestehender Strukturen Rückhaltevolumen geschaffen werden kann. So bieten sich zum Beispiel mehrere Teiche und Wegüberfahrten im Waldgebiet für eine genauere Untersuchung an. Zudem gibt es viele Möglichkeiten durch gezielte Geländemodellierung im Grünland den Wasserabfluss zu verzögern und gleichzeitig die Versickerung in der Fläche zu erhöhen. Auch durch das gezielte Anlegen kleinerer Dämme und Becken an geeigneten Stellen im Gelände soll bei Starkregenereignissen zusätzliches Rückhaltevolumen geschaffen werden. Aufgrund der Gegebenheiten im Projektgebiet erscheint das boden:ständig-Prinzip möglichst viele kleinere, kaskadenartige, aber auch bewirtschaftbare und naturverträgliche Strukturen zu etablieren, sehr sinnvoll.
Da an den Steilhängen eine Vielzahl an Weingärten angelegt ist, spielt auch die landwirtschaftliche Beratung im Projekt Castell eine wichtige Rolle. Die Winzer setzen bereits fast ausnahmslos auf eine möglichst ganzjährige Begrünung von mindestens jeder zweiten Reihe. So konnte das Problem massiver Bodenerosion bereits gut in den Griff bekommen werden. Auch weitere innovative Praktiken, wie zum Beispiel das Ausbringen von Strohmulch und die Begrünung mit leguminosenhaltigen Gemengen und Untersaaten, zeigen die intensive Auseinandersetzung der Bewirtschafter mit dem Thema Bodenerosion. Trotzdem stellt der schnelle und oft durch Wegestrukturen gebündelte Abfluss einen Knackpunkt für die Überlastung der wasserführenden Systeme im Projektgebiet dar.
Die speziellen Charakteristika des Gebiets stellen eine interessante Herausforderung dar. Die große Teilnehmerzahl und die sehr motivierte und positive Grundstimmung machen Lust auf ein spannendes boden:ständig-Projekt in Castell. Bei allen Anwesenden besteht aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre ein ausgeprägtes Problembewusstsein und eine hohe Mitmachbereitschaft. Es zeigte sich im Rahmen der Flurbegehung erneut, dass die frühzeitige Einbeziehung der lokalen Bevölkerung für ein erfolgreiches boden:ständig-Projekt essentiell ist. Durch wertvolle Informationen der Ortskundigen kann der Entwurf von Maßnahmen wesentlich effizienter und zielgerichteter erfolgen.
Im nächsten Schritt wird das GeoTeam weitere Informationen über das Projektgebiet sammeln, die als Grundlage für den Bestands- und Bewertungsplan dienen. Im Anschluss werden Ideen möglicher Maßnahmen zu konkreten Vorschlägen ausgearbeitet, sodass eine fundierte Priorisierung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Castell erfolgen kann. Am 18. Mai findet eine offizielle Auftaktveranstaltung des Projekts statt. Somit soll möglichst die gesamte Bevölkerung über die Ansätze und Ziele von boden:ständig informiert und für ein erfolgreiches Projekt begeistert werden.
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