Verlust des wertvollen, nährstoffreichen Oberbodens, Sedimenteinträge in die Gewässer und unkontrollierter Oberflächenabfluss stellen für die Gemeinde Castell bei Starkregen eine große und anhaltende Bedrohung dar. Zudem sind anhaltende Trockenperioden wie in den vergangenen Jahren eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für Landwirt:innen und Winzer:innen. Die Initiative boden:ständig des Amtes für Ländliche Entwicklung Unterfranken (ALE Unterfranken) bietet hier situationsangepasste Lösungsansätze.
Am 18.05.2022 fand im boden:ständig-Projekt Castell im örtlichen Gemeindehaus die Auftaktveranstaltung statt. Neben Frau Kamm-Hörner vom ALE Unterfranken, Herrn Cormann, Herrn Herold und Herrn Preinl vom GeoTeam Bayreuth nahmen Herr Bürgermeister Hähnlein, Herr Pfeifer vom Bereich Naturschutz am Landratsamt Kitzingen und 18 Landwirt:innen / Winzer:innen sowie interessierte Bürger teil.
Herr Hähnlein machte auf die örtlichen Gegebenheiten des Gebiets und die Problematik der Bodenerosion und des Abflussgeschehens aufmerksam. Der Bürgermeister erkennt ein großes Potenzial in der Initiative boden:ständig und ermutigt daher die Bürger:innen zu einer aktiven Mitgestaltung des Projektes.
Frau Kamm-Hörner, Koordinatorin der Initiative boden:ständig am ALE Unterfranken, stellte die Ziele und Abläufe bei der Bearbeitung von Projekten vor und betonte den freiwilligen Charakter der Initiative. Das Engagement und die Zusammenarbeit der Menschen vor Ort ist die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg eines boden:ständig-Projektes.
Das Planungsbüro GeoTeam aus Bayreuth ist mit der Erarbeitung von Maßnahmen und der landwirtschaftlichen Beratung beauftragt. Neben der Darstellung des Projektgebiets konnte ein Überblick über die projektspezifischen Herausforderungen und Ziele gegeben werden. Auf Basis der im April vorgenommenen Kartierungsarbeiten und der Flurbegehung am 25.04.2022 wurden konkrete Beispiele für potenzielle Möglichkeiten zum Sedimentrückhalt und zur Verzögerung des Oberflächenabflusses aus der Flur in Castell erläutert. Viele Ideen und Vorschläge der Teilnehmer:innen an der Flurbegehung wurden dabei bereits berücksichtigt. Aber auch in der landwirtschaftlichen Praxis steckt großes Potenzial: Durch Optimierung der Anbauverfahren, des Bodenlebens, der Bodenchemie und damit der Bodenstruktur, kann die Wasserinfiltration auf Ackerflächen merklich verbessert und die Gefahr von Erosion gemindert werden. Gleichzeitig wird mehr Wasser für niederschlagsarme Zeiten in den Böden gespeichert. Insbesondere der Weinbau stellt im Projektgebiet eine interessante Herausforderung in Hinblick auf die Widerstandsfähigkeit der Böden gegen Extremereignisse dar. Daher spielt die landwirtschaftliche Beratung durch Expert:innen eine wichtige Rolle in der Bearbeitung des boden:ständig-Projektes. Hierfür sind im Rahmen von boden:ständig verschiedene kostenlose Informationsveranstaltungen und Feldtage zu anbaubezogenen Fragestellungen in Planung.
Durch die anschließende Diskussionsrunde mit zahlreichen Anmerkungen von den Beteiligten konnten wichtige Informationen gesammelt werden, die für die Erstellung des Bestands- und Bewertungsplans eine unentbehrliche Grundlage darstellen. Die Diskussionsbereitschaft auch nach offiziellem Ende der Veranstaltung lässt keinen Zweifel daran, dass die Betroffenen großes Interesse an einer erfolgreichen Umsetzung des Projektes haben.
Datum
18. Mai 2022
Regierungsbezirk
Unterfranken