Dass das Projekt als Thema des Ortes vor allem auch von den Akteuren angegangen wird, stand für die Mühlhausener nie infrage. Zusammen mit boden:ständig-Umsetzungsbegleiter Felix Schmitt gingen sie das Einzugsgebiet immer wieder ab und überlegten, wo was zu machen sei. Nicht wenige Anregungen kamen dabei von den Akteuren selbst; Schmitt rechnete sie durch, notwendige Flächenverhandlungen führte wer den besten Draht zum Eigentümer hatte.
Die vielen Hopfengärten sind eine Herausforderung; aber zumindest die Vorgewenden konnten zu weiten, begrünten Abflussmulden umgestaltet werden – die in Summe ein Netz von mehr als einem km Länge ausmachen, in denen das Wasser verlangsamt abfließt.
Bei den Gesprächen mit Landwirten, auch hartnäckigen, unterstützte das AELF Abensberg-Landshut.
Im Südosten schoss das Wasser von 13 ha früher durch einen Hohlweg in den Ort; knapp vorbei an einer ungenutzten Gemeindefläche. Damit die zum Rückhaltebecken umfunktioniert werden konnte, brauchte es eine kreative Lösung, das Wasser dort hineinzubekommen. Über begrünte Mulden wird es heute umgeleitet. Der Höhenunterschied und eine Wegquerung wurden mittels Wasserfall mit Tosbecken gelöst. Und direkt neben der Kapelle können nun 1000m3 Wasser zurückgehalten werden und Bodenmaterial sich absetzen.
Die Bauausführung fand durch den VLE Niederbayern statt, der an dem Projekt seine Fertigkeiten, dezentralen Wasserrückhalt zu schaffen, auf hohem Niveau weiterentwickeln konnte. Die Baubegleitung in eigener fähiger Hand zu haben hat eindeutige Vorteile, vor allem auch was die Vorbereitungszeiten betrifft.
Im Nordosten kommen 30 km EZG an einem Punkt am Ortseingang zusammen. Bei einer der Geländebegehungen entspann sich folgender Dialog:
Konrad Dichtl: „Wäre hier nicht was zu machen, wenn wir die Fläche einstauen?“
Felix Schmitt: „Sicher, ganz ordentlich sogar. Aber das traue ich mich dem Eigentümer gar nicht vorzuschlagen…“
Dichtl: „Nun, der Eigentümer bin ich; das ist also geklärt. Jemand muss ja vorangehen.“
Mittels einer Weghöherlegung wurden inzwischen auf seiner Fläche ein Einstau von >3.000 m3 Wasser ermöglicht. Dichtl gefällt daran, dass so möglichst wenig Nutzfläche verloren geht und dennoch eine ansehnliche Wirkung erzielt werden kann. Er möchte damit auch anderen zeigen, dass die Verluste gar nicht so immens sind; die Fläche ja auch nicht ständig betroffen ist. Sollte es doch einmal zu Ertragsausfällen kommen, kommt dafür die Stadt auf. Stadtrat Konrad Sigl ist selbst Mühlhausener und immer eng mit dabei.
Inzwischen ist die Einstaufläche sogar zum Hopfengarten geworden. Dichtl tritt auch den Beweis an, dass auch Hopfenplanzen einen kurzfristigen Einstau überstehen.
Mittlerweile ist der langgestreckte Ort an drei von vier Seiten geschützt. Im Nordwesten ist noch Überzeugungsarbeit nötig. „Hilfreich kann dann und wann ein neues Starkregenereignis sein…“, sagt Konrad Dichtl, der ansonsten aber erstmal auf Reden und Vorangehen setzt. Auch in der Bewirtschaftung ist noch Luft nach oben – aber vielerorts kommt Bewegung rein.
Das Projekt Mühlhausen überzeugte die Jury nicht nur wegen der für boden:ständig-Projekte ansehnlichen Rückhaltevolumens. Es ist vor allem auch zu einem beispielgebenden Zugpferd in der Region geworden. Dichtls Idee des Vor-Gehens geht auf. Zu Recht sind die Mühlhausener stolz darauf, dass neben der Presse vor allem auch andere boden:ständig-Projekte aus ganz Bayern Exkursionen zu ihnen machen. Dass in Lkr. Kelheim zahlreiche boden:ständig-Projekte entstanden sind, liegt auch an den überzeugenden Vorbildern wie Mühlhausen.
Die Projektleiter am ALE haben mittlerweile mehrfach gewechselt – Dichtl, Sigl, Widmann u.co. sind immer noch mit vollem Elan dabei.
Weitere Informationen:
- boden:ständig-Projekt Mühlhausen
- Die Dorferneuerung Mühlhausen im Internet
- Bericht im Wochenblatt und vom BR