Landwirte packen an beim Erosionsschutz - zusammen mit dem neuen boden:ständig Umsetzungsteam und den Beratern des AELF Traunstein:
Es ist bis jetzt kein einfaches Jahr für die Landwirtschaft. Die Regenfälle und die niedrigen Temperaturen zur Mais-Anbauzeit haben die Bauern ganz schön gefordert. Das Team von boden:ständig am Abtsdorfer See stand vor einigen Herausforderungen – und hat sie alle gemeistert. Landwirtschaftsberater Mathias Auer freut sich über den bisherigen Erfolg und ist gespannt, wie es weiter geht.
Der Abtsdorfer See liegt inmitten grüner Wiesen im Voralpenland. Der Abtsee, wie er genannt wird, ist ein beliebter Badesee. Hier verbringen die Einheimischen ihre freien Tage genauso gern wie die vielen Touristen. Eine Idylle eigentlich. Aber wie viele andere Gewässer in Bayern leidet er unter Phosphoreinträgen und Verschlammung. Diese kommen zum Teil auch aus den landwirtschaftlichen Flächen. Das wollen die Landwirte rund um den See jetzt gemeinsam ändern. Sie verändern die Bewirtschaftung so, dass die Nährstoffeinträge möglichst minimiert werden.
Mathias Auer ist der neue Landwirtschaftsberater der Initiative boden:ständig der ländlichen Entwicklung, die schon einige erfolgreiche Projekte in der Region umgesetzt hat. Und der Hias will fest anpacken: „Jetzt passiert was! Wir wollen keine Nährstoffe im See, wir wollen ein sauberes Gewässer. Und wir wollen den Humus auf unseren Feldern und Wiesen halten. Deshalb haben wir uns zusammengetan.“ Sechs Landwirte im Einzugsgebiet sind jetzt dabei, auf ca. 20 Hektar Fläche gemeinsam die Feldarbeit zu optimieren. Auer: „Bei einem Starkregenereignis muss der Boden das Niederschlagswasser möglichst gut aufnehmen können. Sonst wird der gute Ackerboden davongeschwemmt und landet auf Wegen, in Gräben oder sogar im See. Das wollen wir nicht.“ Deshalb will sich das Team jetzt noch einmal vermehrt mit der Bodenstruktur beschäftigen. Ziel ist es, die Böden durchlässiger zu machen, so dass viel Wasser aufgenommen werden kann und dieses Wasser in der Fläche gespeichert wird.
„Bei uns sind die Landwirte genau an der richtigen Adresse“, sagt Christian Fuchsgruber. Der Landwirt aus Niederbayern betreut einige boden:ständig Inititativen und weiß genau, wovon er spricht: „Für uns ist es immer eine riesen Freude, wenn wir auf so engagierte Landwirte treffen, die wirklich etwas bewegen wollen. Wir haben gute Konzepte, für fachgerechtes pflugloses Arbeiten, für Zwischenfrüchte und mehr Bodenleben. Aber natürlich sind alle Regionen anders, und was bei mir funktioniert, kann an einem anderen Ort vielleicht gar nicht hinhauen. Deshalb braucht es auch ein bisschen Mut und Neugier bei den Bauern. Und das haben wir hier am Abtsee, das hab ich gleich gesehen.“
Im Frühjahr wurde der Mais angebaut, per Direktsaat und Mulchsaat nach verschiedenen Zwischenfrüchten. Der Grundsatz, dass der Boden nie freiliegen soll, sondern immer mit Mulchmaterial bedeckt, wurde dabei eingehalten. Starker Regen und die niedrigen Temperaturen waren eine Herausforderung, aber am Ende hat alles geklappt. Der Mais steht jetzt gut da. Und das Beste: Es gab keine Erosionen, obwohl so viel Regen gefallen ist. „Auch die kritischen Stellen haben gehalten, für uns ist das ein toller Erfolg“, erklärt Mathias Auer.
Beim Versickerungsversuch kommen die beiden boden:ständig Berater dann aus dem Grinsen nicht mehr raus: 50 Liter Wasser verschwinden auf einer Fläche von 1 Quadratmeter in 70 Sekunden. „Das ist das Optimum und wo das Wasser so schnell versickert, rinnt es auch nicht weg und schwemmt Humus ab. Erosion ist an dieser Stelle wohl kein Thema mehr“, erklärt Fuchsgruber. Für die gesunde Bodenqualität macht er die Mulchsaat und das Verzichten auf den Pflug und die reduzierte Bodenbearbeitung verantwortlich. „Meine Erfahrung ist, dass sich die Böden ganz schnell erholen können. Das Bodenleben wird aktiviert, die Struktur der Erde verbessert sich. Man muss sich trauen, weil der Pflug wurde halt schon immer hergenommen. Für die Beratung sind wir da - und für den finanziellen Ausgleich.“
Boden:ständig ist eine Initiative der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Das Ziel von boden:ständig ist, gemeinsam mit den Bürgern, den Kommunen, den Bewirtschaftern und den Fachbehörden individuelle Lösungen für die Probleme vor Ort zu finden, wie zum Beispiel am Abtsdorfer See die Reduzierung der Nährstoffeinträge in den See. Die boden-konservierende Bearbeitung ist dabei eine von vielen Maßnahmen. Das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern übernimmt in der Anfangsphase 80% der Mehrkosten der boden-konservierenden Bearbeitung gegenüber der Bearbeitung mit dem Pflug, z.B. für das Ausleihen von speziellen Maschinen. Außerdem findet eine intensive Beratung durch die beiden boden:ständig – Projektbetreuer und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein statt. Weitere interessierte Bewirtschafter sind auch im nächsten Jahr herzlich willkommen!
Für die Landwirte ist es ein gutes Gefühl, etwas für den See zu tun. Und auch die Ökonomie ist wichtig, wie Mathias Auer erklärt: „Wir versuchen hier, mit überschaubarem Aufwand einen guten Effekt zu erzielen. Wenn der Mais mit wenig Bodenbearbeitung auch was wird, dann lohnt sich das sogar finanziell und es ist eine Entlastung für die Umwelt.“
Die Landwirte am Abtsdorfer See gehen ihre Probleme also jetzt gemeinsam an. Und einen Spruch, den wollen sie nicht mehr hören „Das haben wir immer schon so gemacht.“
Jetzt passiert was! – Engagement für zukunftsfähige Böden am Abtsdorfer See
Datum
20. September 2023
Regierungsbezirk
Oberbayern