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Wintermoden für den Boden

Projekt: Bad Berneck - Bindlach - Goldkronach
Jens und Robert Pöhlmann vom Kreuthof in Deps bei Bindlach
Jens und Robert Pöhlmann vom Kreuthof in Deps bei Bindlach
© M. Link
Wir Menschen ziehen uns im Winter warme Mäntel an, um uns vor der Kälte zu schützen.
Auch der Boden bekommt immer häufiger einen schützenden „Wintermantel“ verpasst. Dabei macht ihm die Kälte gar nichts aus; im Gegenteil: einen guten Frost braucht es, der macht den Boden gar. Aber die Winterniederschläge greifen einen nackten Boden an und waschen seine Nährstoffe aus…
Jens und Robert Pöhlmann, Vater und Sohn vom Kreuthof aus Bindlach, sind Landwirte, denen ihr Boden wichtig ist. Sie versuchen daher stets, das Beste für ihn zu tun. Die Bekleidung mit Zwischenfrüchten gehört für sie ganz klar dazu.

Was macht einen guten Wintermantel für den Boden aus, Herr Pöhlmann?
„Der kann ganz viele Dinge, das ist eine richtige Funktionskleidung“ schwärmt der Landwirt. Zum einen muss er den Boden bedecken, und zwar so lange wie möglich. Deswegen wird er im Herbst schon gesät, damit er bis zum Winter wachsen kann. „Wir haben hier eine Mischung aus verschiedenen Pflanzen verwendet. Damit erreichen wir nicht nur unterschiedliche Schichten. Kresse z.B. bedeckt schnell den Boden und unterdrückt das Unkraut. Und der Rauhafer kommt gut an die Nährstoffe und macht stabile Stängel, die bis ins Frühjahr halten, auch wenn die Mischung abfriert“. Das soll sie, denn im nächsten Frühjahr soll der Mantel am besten von selber verschwinden…
„Nächstes Jahr soll hier auf der Fläche Mais angebaut werden“, erklärt Robert Pöhlmann. Mais wird erst relativ spät gesät, und bis er dann einen dichten Bestand bildet, dauert auch – daher wäre es gut, wenn auch dann noch anderes Material den Boden schützt. „Deswegen wollen wir die Pflanzenreste nächstes Frühjar nicht einarbeiten. Wir wollen den Mais direkt in den Mulch säen“. Für diese Direktsaat braucht es spezielle Technik – mindestens zwei verschiedene Maschinen wollen sie nächstes Jahr ausprobieren. Denn die Pöhlmanns machen zusammen mit anderen Landwirten im Vorderen Fichtelgebirge einen Zwischenfruchtversuch im boden:ständig Projekt „Bad Berneck – Bindlach – Goldkronach“; die Erkenntnisse sollen auch anderen Landwirten später helfen, ihre Böden zu schützen.

Was kann so ein Zwischenfrucht-Mantel noch?
Die Pflanzen schützen den Boden nicht nur vor den Regentropfen. Während sie im Herbst noch wachsen, nehmen sie die Nährstoffe, die nach der Gerstenernte im Boden geblieben sind, in sich auf. Wenn sie dann im Frühjahr verrotten, geben sie diese wieder frei – für den Mais.
Aber auch im Boden entfaltet der Mantel seine Wirkung. Die Pflanzenwurzeln lockern den Boden – und zwar tiefer und besser, als ein Pflug das könnte. Und wenn sie absterben hinterlassen sie Poren, in die das Wasser sickern kann. So können die wertvollen Winterniederschläge besser im Boden gespeichert werden.
Außerdem sorgen sie für den Humusaufbau im Boden und damit auch für ein reges Bodenleben, das sich unter dem Pflanzenbestand entwickelt – und dann selber weiter zur Verbesserung des Bodens in Zukunft beiträgt.
Und überhaupt, Lebewesen – manche Zwischenfrüchte blühen im Herbst noch bis zum Frost; hier finden Insekten Nahrung und andere Tiere Schutz. Und weil sie nicht schon im Herbst gehäckselt werden, können die Insekten in manchen Beständen auch überwintern.

Warum sät dann nicht jeder Landwirt immer Zwischenfrüchte aus, wenn auf dem Feld im Winter nichts anderes steht?
„Es ist nicht damit getan, einfach etwas auszusäen. Da muss man sehr viel beachten“, sagt Jens Pöhlmann.
Die richtige Mischung für den jeweiligen Boden muss man haben. Dann sollte der Bestand vor dem Winter groß genug werden, um einen Effekt zu erzielen, aber nicht so groß, dass er im Frühjahr Probleme bereitet. „Wenn man sie wie wir im Frühjahr nicht bearbeiten will, muss die Zwischenfrucht im Winter abfrieren und sich zersetzen – aber nicht zu früh“. Manchmal muss hier ein wenig nachgeholfen werden: Pflanzen, die nicht sicher abfrieren, aber andere Vorteile haben, werden z.B. gewalzt und ihre Stängel damit zerstört. Überhaupt muss man sich um eine Zwischenfrucht kümmern, damit sie möglichst gut wächst. Der Mais braucht dann auch einen warmen Boden – wenn der Mantel im Frühjahr noch zu dick ist, kann er auch in die andere Richtung isolieren.
Wenn es im Herbst nach der Getreideernte zu trocken ist, wird die Zwischenfrucht manchmal vor dem Winter nicht mehr groß genug. Dann hat man viel Geld in Saatgut und Anbau investiert, und im Frühjahr ist trotzdem nicht mehr viel Material auf den Flächen. Man kann auch nicht einfach irgendwas säen, denn manche Pflanzen übertragen Krankheiten oder Schädlinge, die dann im nächsten Jahr Probleme machen.

„Jeder Standort braucht seinen eigenen Mantel“, sind sich die Pöhlmanns sicher. Trotzdem lassen sich manche Erfahrungen übertragen. Daher ist es so wichtig, dass es Landwirte wie sie gibt, die neues in der Praxis ausprobieren und ihre Erfahrungen teilen.
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