Auf 90% der Siegenburger Hopfenanbaufläche wurde Roggen eingesät. In Niederumelsdorf haben sich vor kurzem engagierte Hopfenbauern getroffen und Erfahrungen ausgetauscht. Ist der Roggen Wasser- und Nährstoffkonkurrent zum Hopfen mit der Folge, dass die Erträge sinken? Wann ist der richtige Zeitpunkt zur Einsaat und Einarbeitung? Treten Probleme durch Mäuse, Schnecken oder andere Schädlinge auf? Gibt es Behinderungen bei den Pflegearbeiten im Hopfengarten? Bringt die Roggenzwischenfrucht tatsächlich den gewünschten Erosionsschutz? Diese und viele andere Fragen wurden von den Siegenburger Landwirten diskutiert. Initiator des Treffens war der Siegenburger Bürgermeister Dr. Bergermeier. „Uns ist es wichtig, dass wir nach Erosionsschutzmaßnahmen suchen, die für die Landwirte machbar sind, zugleich aber einen hohen Effekt beim Erosionsschutz aufzeigen. Der Teufel steckt ja oftmals im Detail. Von daher ist der Austausch zwischen den Praktikern entscheidend, um langfristige Schutzmaßnahmen zu entwickeln“, so der Gemeindechef, dem diese Form von zeitnah umsetzbaren Bodenschutzmaßnahmen sehr wichtig ist.
Erfahrungen
Als Hauptreferent konnte Johann Portner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft gewonnen werden. Er war auch der Ideengeber für diese gemeindeweite Aktion. „Theorie ist das Eine, die erfolgte praktische Umsetzung durch die Landwirte ist aber letztlich das Entscheidende,“ so der Fachmann. Die ersten Erfahrungen scheinen positiv zu sein. Der Roggen ist durch seine Wüchsigkeit und seine Massebildung tatsächlich eine sehr gute Pflanze, um über den Winter und im Frühjahr den Niederschlägen die Wucht zu nehmen und den Abfluss zu bremsen. Auch nach der Einarbeitung des Roggens im Mai bis Juni, die notwendig ist, um das Aufackern der Bifänge und das Einebnen zwischen den Hopfenreihen zu ermöglichen, verbleiben noch genügend organische Masse an der Oberfläche und Struktur im Boden, um den Wasserabfluss zu bremsen und den Bodenabtrag zu verhindern. Eine Wasser- und Nährstoffkonkurrenz ist auf Dauer nicht zu befürchten, da mehr Niederschlagswasser in der Fläche verbleibt und durch die Beschattung des Roggens Verdunstungsverluste über den Boden reduziert werden. Außerdem bringt der Roggen in der Pflanzenmasse Nährstoffe über den Winter, die nach seiner Einarbeitung dem Hopfen wieder zur Verfügung stehen. Nach Meinung der Landwirte verbessert sich durch das eingearbeitete Stroh und die Roggenwurzeln auch die Befahrbarkeit der Hopfengärten und der schädliche Bodendruck wird reduziert. Die Landwirte stellen Überlegungen an, mit welchen Pflanzenarten man den Roggen noch kombinieren könnte, um die Bodenfruchtbarkeit weiter zu optimieren.
„Diese intensive Diskussion und Suche nach den besten praktikablen Lösungen zeigt, dass die Landwirte durchaus eine starke Motivation haben, für den Bodenschutz aktiv zu werden. Die Roggenuntersaat ist ein vielleicht sogar unterschätzter Baustein, um die Erosions- und Abflussrisiken zu reduzieren. Vor allem auch die mögliche verbesserte Wasserspeicherung sowie die gebremste Bodenerhitzung sind im Rahmen des Klimawandel Faktoren, die an Bedeutung gewinnen werden. Es braucht praktikable Klimaanpassungsstrategien“, so Klaus Amann, Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V., der die Initiative boden:ständig im Landkreis Kelheim koordiniert.
Kosten / Finanzierung
Natürlich ist damit ein zusätzlicher Aufwand für die Einsaat und die Bearbeitung verbunden. Aufgrund der positiven Erfahrungen zum Erosionsschutz und zur Retention von Niederschlagswasser stellte Bürgermeister Dr. Bergermeier den Landwirten in Aussicht, dass auch heuer wieder im Herbst kostenlos Saatgut für die Roggeneinsaat zur Verfügung gestellt wird. Damit will die die Gemeinde im Rahmen des Projekts „boden:ständig“ wenigstens einen Teil der Mehraufwendungen der Landwirte ausgleichen und zugleich einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten.
Kontakt
fes@h-und-s.de
Fachgespräch Roggenuntersaat
Datum
4. August 2021
Regierungsbezirk
Niederbayern